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Welche Qualitäten jetzt im Einkauf gefragt sind
- 5. Mai 2020
- Posted by: BildungsCluster
- Category: MBA
Die derzeitige Krise zeigt: Unternehmen scheitern nicht mehr nur aufgrund mangelnder Leistungen oder weil sie maßgebliche Trends verschlafen haben. Die Pandemie ist eine neue massive Form der Bedrohung, deren Dimension für die meisten Menschen bis vor kurzem nicht vorstellbar war. Das Coronavirus entzieht sich sämtlichen Marktmechanismen und bringt so zahlengesteuerte erfolgsverwöhnte Player ebenso wie traditionelle Mittelstandsfirmen innerhalb weniger Wochen in eine Notstandslage. Lamentieren und Abwarten ist indes keine Option. Gefragt sind jetzt Manager, die im wahrsten Sinne des Wortes die Ärmel hochkrempeln, die Mitarbeiter ehrlich informieren, die pragmatisch handeln und die zugleich disruptive Ideen zulassen bzw. vom Papier auf die Straße bringen.
Über alle Maßnahmen spannt sich der Bogen der Versorgungskette. Der Einkauf hatte in der Vergangenheit viel Zeit, globale Netze zu spinnen. Hunderte, vielfach sogar Tausende Glieder der Kette galt es zu orchestrieren und zweckbezogen weiterzuentwickeln. Just-in-Time-Konzepte mit taktgenauer Anlieferung an die Produktion erforderten aus gutem Grund nervenstarke Planer im Supply Chain Management. Das war gestern. Zwar verlieren nicht alle „Gesetze“ Gültigkeit und die beschriebenen anspruchsvollen Aufgaben schon gar nicht. Aber: Alle jetzigen und zukünftigen Handlungsmuster müssen sich am erfolgskritischen Thema Krisenbewältigung bzw. Business Continuity ausrichten. Es gilt schlichtweg neu zu definieren und zu justieren.
Allen muss klar sein (vor allem auch der Geschäftsleitung, die umfangreiche Maßnahmen letztlich „freischießt“): Die Risikopalette ist sehr viel breiter angelegt, als viele meinen. Auch anfangs vermeintlich kleine „negative Events“ wachsen sich zuweilen zu gravierenden Problemen aus – insbesondere bei weitverzweigten Lieferketten. Wenn so mancher OEM noch immer keine Transparenz über die zweite Zulieferebene hinaus hat, obwohl es längst verlässliche Software dafür gibt, ist ebenso fahrlässig wie geschäftsschädigend. Das Managen von Risiken ist Pflicht! Pandemien lassen sich nicht vorhersagen, aber von einer erneuten Eintrittswahrscheinlichkeit muss ausgegangen werden. Jedes Unternehmen hat sich so gut wie möglich auf derartige Ereignisse vorzubereiten. Das schließt den korrekten Umgang mit Lieferanten ein, deren Standortfaktoren wesentlicher Bestandteil eines automatisierten Risikomanagement-Systems sind. Und die Performance von Lieferanten hängt im Übrigen auch davon ab, wie sie sich „behandelt“ – besser gesagt: „gewertschätzt“ – fühlen.
Auch für Supply Chain Manager und Einkäufer gibt es derzeit keine Blaupause, die sich für profunde Maßnahmen heranziehen ließe. Aber von ihrem besonnenen Auftreten hängt jetzt der Erfolg nächster Schritte, unter Umständen gar der des ganzen Unternehmens ab. Was bedeutet „Auftreten“ in diesem Kontext?
• Lieferanten respektvoll begegnen
• Partner so behandeln, wie man selbst behandelt werden möchte
• Das Wort Fairness nicht nur auf sich beziehen – Sichtweise und Lage der anderen Seite antizipieren
• Zuhören und gemeinsam nach Lösungen suchen
• Verträge nicht zum eigenen Vorteil auslegen
• Nicht bewusst nach Lücken im Vertrag suchen
• Den Geist des Vertrags vertrauensvoll leben
• Zu den Zusagen stehen
• Verstehen, dass es Lieferanten auch morgen gut gehen sollte – schon im eigenen (Versorgungs-)Interesse
• Nachhaltiges Lieferantenmanagement betreiben
• Sorge für das Ökosystem tragen, in dem man agiert
• Analysieren, in welcher Form und Höhe man Lieferanten jetzt finanzielle Unterstützung anbieten kann
• Risiken gemeinsam tragen
• Effektive (abteilungsübergreifende) Teams bilden
• Lücken bewusst in den Fokus nehmen und umgehend schließen
• Offen und zeitnah kommunizieren (auch aus einer Corona-Task Force heraus)
• Anweisungen und (neue) Strategien sachlich begründen und verargumentieren
• Nichts beschönigen, aber „eindeutige Ansagen“ mit positivem Ausblick beenden
• Digitalisierung nicht mehr blocken, sondern jetzt mit Verve anschieben
Veranstaltungshinweis
Österreichisches EinkaufsForum des BMÖ
08.-09. Oktober 2020, Haus der Industrie, Wien
Thema:
„Procurement – Competence Center for Success Was kommt nach agil und digital? Was nach COVID-19? Herausforderungen annehmen – an Lösungen arbeiten – Wege aus der Krise suchen“
Mehr: http://www.bmoe.at/Veranstaltungen/OEF/
Zum BMÖ:
Der BMÖ ist die Interessensvertretung für das österreichische Einkaufs- und Supply Chain Management. Das BMÖ-Netzwerk besteht aus herausragenden nationalen und internationalen Experten des Einkaufs. Ein umfassendes Leistungsprogramm und breit gefächertes Weiterbildungsangebot komplettiert das Angebot des BMÖ. Der BMÖ bietet mit seinen Fachkonferenzen, Round Tables und vor allem dem Österreichischen EinkaufsForum Zugang zu allen wichtigen Informationen, Trends und Entwicklungen und liefert dabei handfeste Handlungsoptionen für Einkauf, Logistik und SCM. Die BMÖ-Akademie bietet eine Vielzahl an Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten im Einkauf und Supply Chain Management. Dies umfasst das bewährte Certified Professional Purchasing Expert-Programm sowie weitere Certified Programme. Die breite Palette an Qualifizierungsmaßnahmen wird ergänzt um das Angebot an maßgeschneiderten Inhouse Trainings sowie das MBA + Strategic Purchasing & Supply Chain Management-Programm.
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